Hügelgrab von Denghoog

Hügelgrab von Denghoog

Nur ein paar Meter nördlich des Dorfteichs und der Kapelle von Wenningstedt befindet sich der Eingang zur Unterwelt der Insel Sylt. Den eigentlich ziemlich unauffälligen kleinen Hügel mit dem Namen Denghoog muss man schon gezielt suchen, um ihn überhaupt zu finden. Er ist bewachsen und, obwohl fast direkt an der Straße Am Denghoog gelegen, auch aus der Nähe nur schwer auszumachen. Und selbst, wenn man es entdeckt, es wäre schwer als das zu identifizieren, was es eigentlich ist: das bedeutendste Hügelgrab in ganz Schleswig-Holstein.

Und da bis heute im gesamten Nordwesteuropa keine solche Stätte gefunden worden ist, die größer wäre, gilt Denghoog sogar als die größte Grabstätte ihrer Art in dieser Region. Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach schon mehr als 5.000 Jahre alt, was immer wieder die Frage aufwirft, wie es die Menschen damals bewerkstelligt haben, eine Anlage dieser Größe überhaupt zu erbauen.

Denghoog - Periode der Jungsteinzeit

Denghoog ist ein Begriff, der eine Periode aus der Jungsteinzeit bezeichnet (genauer: die Denghoog-Stufe). Das Hügelgrab wurde vermutlich kurz vor dem Ende des vierten vorchristlichen Jahrtausends geschaffen, die deutsche Übersetzung für Denghoog – ein Wort, das aus dem Sölring stammt, einer Sprache, die auch als „Sylter Friesisch“ bezeichnet wird – lautet „Thinghügel“. Dazu muss man wissen, dass nordische und germanische Völker Gerichtssitzungen und Volksversammlungen als Thing (oder auch Ding) bezeichnet haben. Diese fanden stets außerhalb eines Gebäudes unter freiem Himmel statt, die Nordvölker achteten dabei stets darauf, dass dieser Platz auf einer natürlichen Anhöhe lag.

Oft wurden in dem Hügel, auf dem sich ein solcher Platz befand, künstliche Grabkammern angelegt, und so eben auch hier in Wenningstedt. Im Schloss Gottorf in Schleswig befindet sich übrigens ein Modell Großsteingrabs Denghoog, wo man die ursprüngliche Anordnung sehr gut nachvollziehen kann.

Die unterirdische Kammer wird von Findlingen gestützt

Doch ist es natürlich spannender, den Denghoog vor Ort selbst zu erkunden, schließlich ist der Eintritt ja erlaubt. Die unterirdische Kammer wird von Findlingen bestimmt, die aus der Eiszeit stammen und von denen jeder einzelne bis zu 18 Tonnen wiegt. Insgesamt sind es zwölf Tragsteine, drei Decksteine, zwölf Randsteine und zwei Türsteine im Gang. Musste man früher diesen Gang entlanggehen, um zur eigentlichen Grabkammer zu gelangen, so wurde für Besucher inzwischen ein Eingang erschaffen, mittels dessen man das Hügelgrab von oben direkt erreichen kann.

Im Inneren wurden bei der Entdeckung im Jahr 1868 die Überreste einer menschlichen Leiche gefunden, dazu Schmuck und Werkzeuge. Es wird angenommen, dass der Denghoog zeitweise als Platz für Hinrichtungen genutzt worden ist.