Sylt ist eine Insel, die für Fahrradtouren wie geschaffen ist. So gut wie keine nennenswerten Erhebungen, nur flache Abschnitte – und dazu sind die Entfernungen zwischen den einzelnen Sylter Orten auch nicht groß, so dass man es nicht weit hat für den Fall, dass eine kleine Stärkung zwischendurch nötig ist.
Auch für Radfahrer gilt natürlich, dass es im Prinzip kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung, soviel ist klar. Doch ist es für einige Radler, gleich, welchen Alters sie sind, einfach zu unangenehm oder zu anstrengend, bei starkem Wind auf der Insel herumzufahren. Und windig ist es auf Sylt fast immer, stark windig zumindest nicht selten. Weswegen es im Zweifelsfall viele Urlauber dann doch eher zu einer längeren Wanderung, zumindest aber einem ausgedehnten Spaziergang hinauszieht an die frische Luft, wenn die Brisen zu Böen und die Böen zu starken Winden werden.
Die Bezeichnung stammt von Max Frisch
Auch für diesen Fall hält Sylt einige vielversprechende Strecken bereit. Eine davon trägt die etwas merkwürdige Bezeichnung „Das grüne Vergessen“. Sie stammt von dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch, der diesen Weg zwischen Keitum (dem früheren Hauptort Sylts) und Kampen wohl sehr geschätzt haben muss. Und das völlig zu Recht. Wir interpretieren den Namen mal so: Wer hier entlangflaniert, vergisst die Sorgen des Alltags schnell, und grün ist dieser Weg allemal – vielleicht nicht gerade im Winter, das ist klar.
Dass die etwa acht Kilometer lange Strecke (gemessen von Ortskern zu Ortskern) den Namen „grün“ im Namen führt, ist im Übrigen das Verdienst des Sylter Lehrers und Chronisten Christian Peter Hansen (oft einfach auch nur C. P. Hansen genannt). Er war einer der ersten Menschen überhaupt, die im 19. Jahrhundert damit begonnen haben, die Bräuche und Traditionen auf Sylt in Wort und Schrift festzuhalten, womit er dafür gesorgt hat, dass viele davon bis zum heutigen Tage gepflegt werden. So hat sich dank C. P. Hansen etwa das berühmte „Biikebrennen“ erhalten, ein Fest, das dem Osterfeuer ähnelt (allerdings bereits am 21. Februar gefeiert wird).
Etwas Mystisches liegt über dem Ort
Schon beim Start in Keitum (man kann den Weg natürlich auch in die andere Richtung begehen) fällt auf, dass etwas Mystisches über dem Ort liegt, das viele Grün und die teils mehr als 50 Jahre alten Friesenhäuser machen das Städtchen für eine Begehung interessant. Auf verschlungenen Pfaden kann man den Ortskern erkunden, bevor man sich auf den Kliffweg macht – so lautet die offizielle Bezeichnung des „grünen Vergessens“, ein Wanderweg, den man bestimmt nicht so schnell vergisst.