Tinnumburg - Sylts gewaltiger Ringwall

Tinnumburg

Auf jener Gemarkung, die sich südwestlich von Tinnum und südöstlich von Westerland befindet, liegt einer von jenen drei Ringwällen, die zu Sylt gehören – oder besser gesagt: gehört haben. Denn außer der Tinnumburg ist kein anderer Wall mehr übrig. Es gab früher zwar noch die Archsum- und die Rantumburg, doch existieren heute beide nicht mehr. Während die Archsumburg zerstört worden ist, wurde die Rantumburg von wandernden Dünen begraben.

So bleibt die Tinnumburg das einzige Monument, das die Zeiten überdauert hat und das heute noch Zeugnis ablegt davon, wie die Insel vor etwa 2.000 Jahren bewohnt worden ist, auf dieses Alter wird die Tinnumburg nämlich datiert. Damit ist sie einer der ältesten Ringwälle in ganz Schleswig-Holstein. Diese recht genaue Datierung war möglich, weil man bei Grabungen Bruchstücke von Keramikgefäßen gefunden hat, die eindeutig dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zugeordnet werden konnten. Daraus leiteten die Wissenschaftler ab, dass die Tinnumburg in etwa das gleiche Alter besitzen müsste – oder gar noch einige Jahrhunderte älter sein könnte, jedenfalls theoretisch.

Acht Meter hohen Wall

Es handelt sich bei der Anlage nicht um eine Burg, wie wir sie kennen. Die Tinnumburg stellte dennoch einen Schutz dar, mit ihrem acht Meter hohen Wall den Bewohnern Sicherheit vor verfeindeten Sippen und Stämmen geboten hat. der Durchmesser dieser Anlage beträgt beeindruckende 120 Meter. Und auch, wenn sie bereits vor etwa 2.000 Jahren erbaut worden ist, so hat die Tinnumburg ihren Zweck – dem Schutz vor räuberischen Gegnern – wohl erst im 9. und 10. Jahrhundert so richtig erfüllt.

Denn zu dieser Zeit stießen die Wikinger aus Skandinavien immer weiter in den Süden vor und versetzten irgendwann auch einmal die Bevölkerung von Sylt in Angst und Schrecken. In den ersten Jahrhunderten ihrer Nutzung, so vermuten Forscher, dürfte die Tinnumburg vielmehr als Stätte für kultische Handlungen gedient haben. Ausgrabungen deuten zumindest darauf hin.

Hier musste die Bevölkerung ihre Abgaben entrichten

Nachdem die Bedrohung durch die Nordmänner schließlich irgendwann einmal ausgestanden waren, so vermuten die Wissenschaftler, dürfte die Tinnumburg im späten Mittelalter womöglich als so genannte Zwingburg fungiert haben. Dorthin musste die Bevölkerung ihre Abgaben entrichten, die an die über das Gebiet herrschende dänische Königsfamilie flossen.

Doch endgültig als gesichert gilt diese Erkenntnis nicht. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, wurde erwogen, die Tinnumburg touristisch aufzuwerten und zu einem Besuchermagneten umzuwandeln, indem ein Freilichtmuseum eingerichtet werden sollte. Doch die Pläne wurden nicht in die Tat umgesetzt, womöglich war das gut so. Heute ist die Anlage für jedermann zu besichtigen.